Ord Om ordet
1. Fastesøndag
Prekenen ble holdt på tysk i Abtei Mariendonk. Du finner en engelsk oversettelse litt lenger ned på siden.
Dtn 26.4-10: Mein Vater war ein heimatloser Aramäer.
Rm 10.8-13: Nahe ist dir das Wort.
Lk 4:1-13: Er wurde vom Geist in der Wüste umhergeführt.
In den letzten Jahren gab es hin und wieder Diskussionen, manchmal polemische, zum letzten Glied des Vaterunsers. Auf Latein, die kirchliche Muttersprache, lautet es: et ne nos inducas in tentationem. Während Jahrhunderte haben wir in den modernen Sprachen ähnlich gebetet: “und führe uns nicht in Versuchung”.
Dann fing man an, ziemlich neulich, Skrupel zu haben. Gott ist ja unser Vater, der uns liebt. Welcher Vater würde seine Kinder in Versuchung führen? Vom blossen Gedanken liess man sich empören. Theologen schlossen sich in ihren Stuben ein, mit Laptops und Synonymwörterbüchern, um am Herrengebet zu basteln. Ganze Bischofskonferenzen wurden mobilisiert, neue Messbücher rausgegeben. So betet man nicht mehr, etwa in Frankreich oder Italien, “Führe uns nicht in Versuchung”, sondern so etwas wie, “Lass nicht zu, dass wir in Versuchung kommen” oder “Lass uns in der Versuchung nicht stecken” (“ne nous laissez pas entrer en tentation”, “non abbandonarci alla tentazione”).
Gut gemeint ist das, und fromm: die pastorale Ehre eines netten Gottes möchte man verteidigen.
Wir stehen aber, liebe Schwestern, vor einem Problem. Denn schlägt man das Gebet im griechischen NT auf, steht eindeutig, “Führe uns nicht” (καὶ μὴ εἰσενέγκῃς ἡμᾶς εἰς πειρασμόν, Mt 6.13). Als ob das nicht genug wäre, lesen wir im Evangelium, der heilige Geist habe den Herrn selbst in die Wüste geführt um dort vom Teufel versucht zu werden (Τότε ὁἸησοῦς ἀνήχθη εἰς τὴν ἔρημον ὑπὸ τοῦ πνεύματος πειρασθῆναι ὑπὸ τοῦ διαβόλου, Mt 4.1).
Was sollen wir dazu sagen? Müssen wir den Herrn selbst à jour bringen, damit er mit den heutigen pastoralen Hypothesen übereinstimme?
Vielleicht nicht unbedingt. Schauen wir uns lieber den Sinn der Versuchung an.
Wir, umgeben vom modernen säkularen Mythos, das Leben müsste eigentlich schmerzlos sein (und ist das nicht der Fall, sei jemand schuld), haben ein negatives Bild von der Versuchung. Die Versuchung scheint uns unfair. Sind wir gläubig, würden wir sagen, sie sei teufelshaft, Sache des Betrugs, und habe mit der “Schlinge des Jägers”, der “Pest des Verderbens” zu tun, vor denen Gott uns wohl schützt (Ps 90.3).
Die heilige Schrift sieht das anders. Immer wieder erzählt sie wie der Herr Versuchungen benutzt um Menschen auf ihre Aufgabe vorzubereiten oder um ihre Illusionen zu enthüllen. Versuchungen können klärend, läuternd wirken. Durch Versuchungen entdecken wir wo wir schwach sind, wo besonders verwundbar. Das ist gut. Wir können uns dann vernünftig helfen lassen und genesen. Die Versuchung ist nicht notwendigerweise ein Fluch. Sie kann ein Aufruf sein zum Kampf, zum endlichen Auszug von zerstörerischen Abhängigkeiten. Beten wir, “Lass nicht zu, dass wir in Versuchung kommen”, könnte das heissen: “Lass uns nicht erwachsen werden, wir bleiben lieber Kinder”.
Aber wollen wir das wirklich?
Durch die Versuchung in der Wüste wird der Herr auf die Probe gestellt. Als Gott ist er Satan kategorisch überlegen — beide wissen das. Als Mensch muss er aber Manches lernen. Den Lernprozess möchte der Teufel trüben. Elegant konfrontiert er Jesus mit menschlichen Tendenzen. Neigen wir nicht tatsächlich dazu, das Verhältnis zwischen Mittel und Zweck zu verwirren und den spektakulären Schein der diskreten Substanz vorzuziehen? Das kann verheerende Folgen haben. Darum geht es in den drei Versuchungen.
Bemerken wir, wie ruhig der Herr sich verhält. Er muss sich nicht aufregen. Sein Austausch mit dem Feind ist geradezu höflich. Auf ein Bibelzitat folgt ein anderes. Während der Teufel aber die Texte verfälscht, zeigt Jesus ihre wahre Meinung. Er dreht den Spieß um wenn er zum Schluss dem Versucher sagt, “Du sollst den Herrn Deinen Gott nicht versuchen [οὐκ ἐκπειράσεις]”. Gott kann es sich erlauben, uns durch Versuchung zu testen. Seine Intention is wohlwollend. Wir müssen uns aber davor hüten, Gott zu versuchen indem wir ihn, oder sein Wort, instrumentalisieren. Gott allein ist absolut. Der Mensch dagegen ist relativ. Es ist Gottes Sache uns zu bewerten und zu erziehen, nicht umgekehrt.
Eine Frage bleibt: wenn die Versuchung zur göttlichen Pädagogik gehört, warum beten wir überhaupt, der Herr möge uns nicht in Versuchung führen? Das Gebet ist Ausdruck eines gesunden Zweifels an uns selbst. Die Versuchung führt uns an die Grenze unserer Kräfte, unseres Mutes, unserer Zuversicht. Das Terrain ist gefährlich. Man fängt leicht an zu wackeln. Es ist nicht selbstverständlich, dass wir siegreich davonkommen. Wir bitten “führe uns nicht” in der Bewusstheit, dass wir schwach sind und schwankend. Zur selben Zeit wissen wir, dass Gott, wenn er uns trotzdem führt, einen Plan hat, und dass dieser Plan unserem Heil und dem Gedeihen seiner heiligen Kirche dient. Das teuflische Element des Versuchtseins liegt nicht in der Versuchung selbst sondern im Verdacht, sie habe keinen Sinn.
Diese Vermutung kommt vom Bösen von dem wir dann beten, erlöst zu sein, und zwar endgültig. Gestalten wir unsere Existenz in Christus ist kein Schmerz, keine Prüfung, keine Versuchung unnütz. Alles kann dazu beitragen, den Glauben zu vertiefen, die Liebe zu erweitern, die Hoffnung zu beflügeln. Aus uns werden neue Menschen, immer erkennbar als uns selbst, natürlich, aber eigentlicher. Gottes Anliegen ist es nicht, dass wir ungestört leben. Er will, dass wir die Wahrheit kennen, denn sie allein setzt uns frei. Ein Leben in Unfreiheit ist kein glückliches. “Prüfte er mich”, sagte Hiob, der versuchte, seinen Freunden, “ich ginge wie Gold hervor” (23.10). Die Schlacke muss weg. Lässt der Herr dieses Werk durch Versuchung geschehen, übergibt er uns nicht.
Beten wir also, “Führe uns nicht in Versuchung”. Seien wir ebenso sicher: tut er es jedoch, lässt er uns darin nicht allein, er, Emmanuel. Amen.
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Deuteronomy 26.4-10: My father was a wandering Aramaean.
Romans 10.8-13: The word is very near to you.
Luke 4:1-13: Jesus was led by the Spirit through the wilderness.
In recent years there have been discussions, sometimes polemical such, about the final article of the Our Father. In Latin, the Church’s mother tongue, the phrase goes like this: et ne nos inducas in tentationem. For centuries we have likewise prayed in our vernaculars: ‘Lead us not into temptation’. Then, quite recently, people got scruples.
God is our loving Father, is he not? What father knowingly leads his children into temptation? The very thought seemed shocking. Theologians put their thinking caps on, opened their thesauruses and laptops in order to start adapting the Lord’s Prayer. Whole bishops’ conferences were mobilised; new missals were produced. So, in Italy and France, for instance, one no longer prays, ‘Lead us not into temptation’, but something like, ‘Let us not enter into temptation’ or ‘Let us not get stuck in temptation’ (‘ne nous laissez pas entrer en tentation’, ‘non abbandonarci alla tentazione’). The intentions behind the changes are excellent, of course. Illumined by modern sensibilities, one has wanted to protect the pastoral honour of a nice God.
We find ourselves, though, before a problem. For when we look up the prayer in the Greek New Testament, it clearly says, ‘Lead us not’ (καὶ μὴ εἰσενέγκῃς ἡμᾶς εἰς πειρασμόν, Mt 6.13). As if that were not enough, the Gospel tells us that the Spirit led the Lord himself into the desert in order to be tempted by the devil (Τότε ὁἸησοῦς ἀνήχθη εἰς τὴν ἔρημον ὑπὸ τοῦ πνεύματος πειρασθῆναι ὑπὸ τοῦ διαβόλου, Mt 4.1).
What are we to say? Must we prevail on the Lord to conduct a little aggiornamento in order to fall into line with current pastoral guidelines? Perhaps, in fact, not. Let’s instead look a little more closely at the nature of temptation.
We, surrounded but the modern secular myth that life ought to be straightforward and painless (and that if it isn’t, someone is at fault), take a dim view of temptation. Temptation seems to us unfair. If we are believers, we incline to call them diabolical, deceitful stuff to do with the ‘snare of the fowler’ and the plague that prowls in darkness’ from which we expect God to keep us safe (cf. Psalm 90.1-5).
Holy Scripture sees things differently. The Bible tells us repeatedly that God makes us of temptation to prepare men and women for a task and to free them from illusions about themselves. Temptations can clarify, even purify. In temptation we realise what are weak points are, where we are vulnerable. This is good. We can then take reasonable measures to let ourselves be helped, to heal. A temptation is not necessarily a curse. It can be a summons to battle, an exodus at last from noxious dependencies or addictions. If we pray, ‘Let us not enter into temptation’, that might be tantamount to saying: ‘Let us not grow up; we prefer to stay children.’
But do we really want that?
Tempted in the wilderness, Christ our Lord is put to the test. As God he is Satan’s categorical superior — both of them know that. As man, however, he has things to learn. The devil seeks to disturb this process of learning. He elegantly confronts Jesus with very human tendencies. Do we not, in fact, tend to mix up the right relationship between means and ends? Do we not prefer spectacular display to discreet but reliable substance? The consequences can be disastrous. This is what the three temptations are about.
Note how calmly the Lord responds. He has no need to get excited. His exchange with the enemy is almost courteous. One Biblical quotation follows another. But whereas the devil falsifies texts, Jesus shows their true meaning. He turns the tables at the end when he tells the tempter: ‘You shall not tempt [οὐκ ἐκπειράσεις] the Lord your God!’ God can permit himself to test us through temptation. His intention is beneficent. We, by contrast, must guard against tempting God by instrumentalising him, or his Word, for our purposes. God alone is absolute. The human being is relative. It is for God to evaluate and educate us, not vice versa.
A question remains: if temptation is part of a divine pedagogy, why do we pray not to be led into it? This prayer expresses healthy diffidence on our part. Temptation can take us to the limit of our strength, our courage, our trust. That is dangerous terrain. One easily stumbles. It is not a matter of course that we emerge from it victorious. We ask, ‘Lead us not’, aware of our fragility and unreliability. At the same time we know that if God nonetheless does lead us, he does it for a reason; he does it because he has a plan that will serve our salvation and the thriving of his holy Church. Temptation is devilish in so far as we suspect that the experience has no sense and is purely destructive.
That supposition comes from the evil one from whom, at the end of the prayer, we ask to delivered once for all. If we build our existence on Christ, the crucified and risen one, no pain, no trial, no temptation is useless. All these things can serve to deepen our faith, broaden our love, and make our hope soar. We shall emerge as new women and men, recognisably ourselves, naturally, but more authentic.
God’s primary concern is not to keep its comfortable and undisturbed. He wants us to know the truth. The truth alone sets us free. A life in untruth is not a happy life. ‘When he has tried me’ says Job, the supremely tempted, to his friends, ‘I shall come forth as gold’ (23.10). The dross must go. If the Lord lets this work be realised by means of temptation, he does not just leave us to it. We can sincerely pray, ‘Lead us not into temptation’. At the same time we can be sure: if the Lord still leads us into temptation’s crucible he will be there with us, he, Emmanuel. Amen.
Christum Dominum pro nobis tentatum et passum, venite, adoremus. ‘Christ the Lord was tempted and suffered for us. Come, let us adore him!’ This is the Invitatory refrain that the Church lets us recite throughout Lent. Juan de Flandes imagined the scene of temptation circa 1500, in a painting now in the US National Gallery of Art, Washington. Note the devout appearance of the tempter. Image from Wikipedia.